Essens Kader hat ein kräftiges Facelift bekommen. Einige Dinge ändern sich jedoch nicht, wie Waldemar Wrobel im Interview betont.
Im Trainigslager sollen in dieser Woche die Grundlagen für die Saison gelegt werden. Wird jetzt vor allem Kondition gebolzt? Ich bin so ausgebildet worden und habe es so gelernt, dass der Fußball eine andere Komplexität hat und diese isolierten Läufe nicht erforderlich sind. Die Zeit, die ich im Wald verbringe, kann ich auch auf dem Feld in Spielformen mit dem Ball machen. Das ist empirisch belegt, daran glaube ich. Es geht im Trainingslager dann auch darum, Handlungsalternativen festzulegen: Wie laufen wir bei Standards ein, wie wollen wir den Spielaufbau forcieren, wenn wir Probleme bekommen. Das ist das, worum es jetzt geht.
Sind einige Stammplätze in Ihrem Kopf schon vergeben? Es ist sicher so, dass wir Spieler haben, die einen sehr guten Eindruck machen. Aber ich würde nicht davon sprechen, dass wir nach gut zwei Wochen schon irgendwelche Plätze vergeben. Ich kann nur sagen: Die Jungs arbeiten allesamt sehr engagiert und sind alle in einem guten körperlichen Zustand zu uns gekommen. Wir haben sicher den ein oder anderen, der mit den hohen Belastungen besser umgehen kann als der andere. Wenn ein Christian Knappmann in dem hohen Alter bei 100 Prozent läuft, null verletzungsanfällig ist, ist das ein Indiz dafür, dass wir bei der Dosierung im optimalen Bereich sind. Der ein oder andere, der noch körperliche Defizite hat, muss jetzt lernen, damit umzugehen. Denn je höher wir kommen, desto mehr ist es gang und gäbe, solche Umfänge und Belastungen zu fahren.
Dabei hieß es doch, die Trainingsumfänge wären in der vergangenen Saison schon kaum noch höher zu gestalten. Es gibt ja zwei unterschiedliche Komponenten. Die eine ist der Umfang, den fahren wir relativ hoch. Wir haben in den ersten 14 Tagen jeweils doppelt trainiert. Wir haben aber währenddessen auch die Intensität ein wenig reduziert. Am Wochenende hatten wir zwei Testspiele, dafür haben wir am Freitag regenerativ gearbeitet. Wir nehmen in der Dosierung durchaus Rücksicht und versuchen, die Jungs in eine vernünftige Entwicklung zu bekommen. Es ist die primäre Aufgabe, die Jungs so vorzubereiten, dass sie jetzt kaputt sind, da wird auch noch etwas kommen. Aber dass sie zum Saisonstart, wenn es darauf ankommt, die körperliche Frische haben.
Gerade diesbezüglich können sich die jüngeren Spieler sicher noch etwas von den Neuen abschauen, oder? Absolut. Christian Knappmann ist da wirklich vorbildlich. Er ist der erste, der in der Kabine ist und der letzte, der geht. Das hat mich in der Art schon noch mal positiv überrascht.
Knappmann gilt ja ohnehin als außergewöhnlich trainigsfleißig. Ja, da ist er vorbildlich, auch in der Steuerung. Aber da haben wir einige, die das machen. Vincent Wagner, Markus Heppke oder Benjamin Wingerter, der ein ähnlicher Typ ist und viel steuert. Kevin Grund übernimmt Verantwortung, Kevin Pires-Rodrigues wird lauter. Wir haben jetzt schon ein paar Leute, die sicherlich dafür sorgen werden, dass wir im Kollektiv und von der Robustheit anders auftreten werden als im letzten Jahr.
Zum Start müssen Sie sich gleich einer echten Nagelprobe unterziehen. Wir müssen sie alle spielen, jetzt geht es eben gegen Viktoria.
Vielleicht ja gar kein schlechter Zeitpunkt, um gegen den Topfavoriten zu spielen? Wann immer wir gegen sie spielen – es gibt keinen guten und keinen schlechten. Das ist ein Spiel, in dem wir auf Augenhöhe sind, wenn alles normal läuft. Viktoria hat auch in diesem Jahr eine sehr gute Mannschaft zusammengestellt, mit einer anderen Konstellation auf der Trainerbank. Ich bin nicht der einzige, der sie als Favoriten in den Raum stellt. Aber wir schauen auf uns. Unser Ziel ist es, dass die Gegner sich an uns orientieren, wenn sie gegen uns spielen. Das wollen wir! Ob uns das immer gelingt, wird sich zeigen. Es wird sich aber auch nichts daran ändern: Von uns wird es keine großen Sprüche geben, keine Arroganz, keine Überheblichkeit. Ich glaube, wir sind besser, als im letzten Jahr und mit uns sollte man rechnen!